Unternehmensnachfolge Jahresabschluss Checkup

Unternehmensnachfolge Jahresabschluss Checkup

Deine Prüfung der finanziellen Gesundheit vor dem Unternehmenskauf / der Unternehmensnachfolge.

Die finanzielle Stabilität und Leistungsfähigkeit sind Schlüsselfaktoren beim Unternehmenskauf oder der Unternehmensnachfolge, weshalb eine gründliche Jahresabschlussanalyse unerlässlich ist. Der Jahresabschluss ist das Quasi- Zeugnis, welches die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage widerspiegelt. Käufer sollten diese Dokumente also genau verstehen, um ein entsprechendes Bild der finanziellen Lage des Zielunternehmens zu erhalten. Daher beschäftigen wir uns heute mit der Bedeutung der Jahresabschlussanalyse im Kontext des Unternehmenskaufs = worauf Du als Käufer achten solltest.

Melsungen - 27.01.2024

Die Bedeutung der Jahresabschlussanalyse


Jahresabschlüsse dienen als objektive Basis zur Unternehmensbewertung. Sie umfassen typischerweise die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sowie eine Übersicht des Anlagevermögens, einen Bankenspiegel und gegebenenfalls einen Lagebericht. Du bekommst also einen guten Gesamtüberblick über das Anlage- und Umlaufvermögen, die Schulden, das Eigenkapital, Umsätze, Kosten und den Gewinn des Unternehmens. Die Analyse dieser Daten gibt dir Aufschluss über die finanzielle Stärke, Liquidität, Rentabilität und das Wachstumspotenzial des Zielunternehmens. Auch der Kaufpreis wird auf Basis dieser Daten abgeleitet oder qualifiziert.

Gibt es branchenspezifische Besonderheiten?

Kurze Antwort, JA. Die Jahresabschlussanalyse kann je nach Branche unterschiedlich ausfallen. Nehmen wir als Beispiel die Fertigungsindustrie, die typischerweise kapitalintensiver ist als ein Handelsunternehmen oder eine Werbeagentur. In diesem Sektor sind Kennzahlen zur Anlagenintensität, wie das Verhältnis von Anlagevermögen zu Gesamtvermögen, und die Investitionsquote, die angibt, wie viel vom Umsatz in Anlagegüter reinvestiert wird, von besonderer Bedeutung. 

Im Gegensatz dazu stehen in dienstleistungsorientierten Sektoren, wie etwa IT-Unternehmen oder Beratungsfirmen, die Personalkosten und die Umschlagshäufigkeit des Umlaufvermögens stärker im Fokus. Hier könnte eine relevante Kennzahl die Produktivität pro Mitarbeiter sein, die durch das Verhältnis von Umsatz zu Anzahl der Mitarbeiter dargestellt wird. Dies kann zeigen, wie effizient das Unternehmen seine Ressourcen nutzt, um Einnahmen zu generieren. Derartige Kennzahlen können innerhalb einer Branche auch dem Attraktivitätsvergleich dienen, um mehrere Unternehmen (Firmen die zum Verkauf stehen) miteinander zu vergleichen. 

Ein praktisches Beispiel wäre z.B. ein Softwareunternehmen, das hohe Umsätze mit relativ geringem Anlagevermögen erzielt. Hier wäre die Umsatzrentabilität, also das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz, eine wichtige Kennzahl, um die Effizienz des Geschäftsmodells zu beurteilen. Ein hoher Wert könnte auf eine starke Marktposition und gute Skalierbarkeit des Geschäftsmodells hinweisen. Ein niedriger Wert deutet auf eine zu dicke Personaldecke hin. 

Die Kennzahlenanalyse der wichtigsten KPIs

Die Bilanzanalyse nutzt Kennzahlen, um die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens zu beurteilen. Wichtige Kennzahlen sind die Eigenkapitalquote, die Fremdkapitalquote, der Verschuldungsgrad und die Umsatzrentabilität. Diese Kennzahlen bieten einen schnellen Einblick in das Unternehmen und machen verschiedene Unternehmen in derselben Branche miteinander vergleichbar.

Um die Anwendung dieser Kennzahlen zu verdeutlichen, betrachten wir zwei mal fiktive Unternehmen: Unternehmen A, ein Hersteller von Industriemaschinen, und Unternehmen B, ein Einzelhandelsunternehmen.

  • Eigenkapitalquote: Unternehmen A hat eine Eigenkapitalquote von 40%, was auf eine solide Kapitalbasis und eine geringere Abhängigkeit von Fremdkapital hindeutet. Unternehmen B hingegen hat eine Eigenkapitalquote von 20%, was auf eine höhere Verschuldung und potenziell größeres Risiko bei wirtschaftlichen Schwankungen schließen lässt.
  • Fremdkapitalquote: Entsprechend hat Unternehmen B mit 80% eine höhere Fremdkapitalquote als Unternehmen A mit 60%. Dies könnte für Unternehmen B eine höhere Zinsbelastung bedeuten.
  • Verschuldungsgrad: Der Verschuldungsgrad von Unternehmen A beträgt 1,5 (40% Eigenkapital / 60% Fremdkapital = Faktor 1,5x), während der von Unternehmen B bei 4 liegt (20% Eigenkapital / 80% Fremdkapital = Faktor 4,0x). Unternehmen B ist also stärker fremdfinanziert, was in Krisenzeiten zu Liquiditätsproblemen führen könnte.
  • Umsatzrentabilität: Unternehmen A weist eine Umsatzrentabilität von 5% auf, während Unternehmen B eine Umsatzrentabilität von 3% hat. Dies könnte darauf hindeuten, dass Unternehmen A seine Ressourcen effizienter nutzt, um Gewinn zu erzielen.

Die Financial Due Diligence

Die Financial Due Diligence ist ein kritischer Schritt im Kaufprozess, der die finanziellen Details des Zielunternehmens genau untersucht. Sie beinhaltet die Analyse der Jahresabschlüsse, um ein klares Bild der finanziellen Stabilität und Performance zu erhalten.

Im Rahmen der Due Diligence wird der Cashflow des Unternehmens untersucht, um seine Liquidität und Fähigkeit zur Schuldentilgung zu bewerten. Darüber hinaus werden bestehende Kreditvereinbarungen und deren Bedingungen analysiert, um die Verschuldung und damit verbundene finanzielle Belastungen zu verstehen.

Sicherheiten und Garantien werden ebenfalls überprüft, um das Risiko unerwarteter finanzieller Verluste einzuschätzen. Zudem werden historische Geschäftsdaten und Entwicklungen betrachtet, um die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an Veränderungen im Marktumfeld zu beurteilen. Für die Financial Due Diligence ist unbedingt ein Steuerberater und Wirtschaftsprüfer hinzuzuziehen. Im Regelfall findet dies zwischen deinem Steuerberater und dem des Verkäufers statt. 

Worauf Du als Käufer noch achten solltest! 


Analyse der operativen Tätigkeit

Die operative Leistung bildet das Fundament für deinen künftigen Unternehmenserfolg, also eine erfolgreiche und nachhaltige Unternehmensnachfolge. Du als Käufer solltest daher tief in die Prozesse und Abläufe eintauchen, um zu verstehen, wie das Unternehmen wirklich funktioniert. Dies beinhaltet auch eine gründliche Untersuchung der Produktionsmethoden, Lieferketten, Vertriebskanäle und Kundenspezifikationen. Verstehst du alle Zusammenhänge und hast Ansätze zur künftigen Optimierung? Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Qualität und Differenzierung der Produkte oder Dienstleistungen gelegt werden, ebenso wie auf die Marktpositionierung und das Marktpotenzial. Die Nische kann in vielen Fällen große Vorteile bringen. Wichtig ist, dass du mit einer konkreten und belastbaren Idee in die Nachfolge startest. 

Berücksichtigung von Krisenzeiten

Krisenzeiten sind ein Prüfstein für die Unternehmensresilienz. Du solltest daher die Fähigkeit des Unternehmens bewerten, mit Herausforderungen umzugehen. Dies erfordert eine Analyse der vergangenen Performance in schwierigen Zeiten und der vorhandenen Risikomanagementstrategien. Es ist entscheidend, die Flexibilität des Unternehmens in Bezug auf Kostenanpassungen, Diversifikation seiner Einnahmequellen und die Stärke seiner Notfallpläne zu verstehen. Frag den Verkäufer also gezielt nach Krisen in der Vergangenheit! 

Bewertung der finanziellen Gesundheit

Die finanzielle Gesundheit des Unternehmens ist mehr als nur eine Momentaufnahme, sie ist ein kontinuierlicher Zustand, der sorgfältig überwacht werden muss. Du solltest dich nicht nur auf die aktuellen Kennzahlen verlassen, sondern auch die historische Entwicklung dieser Zahlen betrachten, um Trends und Muster zu erkennen. Die Analyse sollte auch zukunftsorientierte Aspekte wie geplante Investitionen, erwartete Marktveränderungen und die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen beinhalten. Wir empfehlen mindestens drei Jahre rückwirkend zu prüfen und miteinander ins Verhältnis zu setzen. Im Zweifel sollten auch sehr positive Ausreißer mit dem Verkäufer besprochen und nachvollzogen werden. Dies kann gerade bei der Kaufpreisbewertung nützlich sein.

Fazit


Die Analyse der Jahresabschlüsse ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Unternehmenskaufs. Sie ermöglicht es dir, potenzielle Risiken zu identifizieren, die operative Leistungsfähigkeit zu bewerten und die finanzielle Gesundheit des Zielunternehmens zu begreifen. Du solltest als Käufer nicht nur auf die Zahlen schauen, sondern auch die operativen und strategischen Aspekte sowie branchenspezifische Besonderheiten in deine Kaufentscheidung mit einbeziehen. Professionelle Unterstützung kann dabei helfen, die notwendige Transparenz zu schaffen und fundierte Entscheidungen zu treffen.


Checkliste für die Jahresabschlussanalyse bei Unternehmenskäufen


ALLGEMEINE DOKUMENTENPRÜFUNG

[ ] Jahresabschlüsse der letzten 3-5 Jahre
[ ] Lagebericht und Erläuterungen durchsehen
[ ] Steuerbescheide und -erklärungen zur Überprüfung der steuerlichen Situation einsehen

BILANZANALYSE

[ ] Anlagevermögen auf Zustand und Abschreibungspraktiken prüfen
[ ] Umlaufvermögen auf Liquidität und Forderungsqualität untersuchen
[ ] Verbindlichkeiten auf Fälligkeitsstruktur und Zinsbelastung analysieren
[ ] Eigenkapitalquote zur Beurteilung der finanziellen Stabilität berechnen

GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG (GUV)

[ ] Umsatzerlöse auf Wachstum und Nachhaltigkeit prüfen
[ ] Kostenstruktur analysieren und außergewöhnliche Posten identifizieren
[ ] EBITDA, EBIT und Jahresüberschuss ermitteln
[ ] Cashflow aus operativer Tätigkeit ermitteln

KENNZAHLENANALYSE

[ ] Fremdkapitalquote und Verschuldungsgrad ermitteln
[ ] Liquiditätskennzahlen ermitteln
[ ] Umsatzrentabilität ermitteln

QUALITATIVE ANALYSE

[ ] Geschäftsmodell und operative Tätigkeit verstehen
[ ] Produkte, Märkte und Wettbewerbsposition analysieren
[ ] Managementpraktiken und Unternehmenskultur bewerten
[ ] Strategische Ausrichtung und Innovationsfähigkeit beurteilen

FINANCIAL DUE DILIGENCE

[ ] Cashflow-Analyse zur Beurteilung der Liquiditätsentwicklung durchführen
[ ] Verbindlichkeiten und Eventualverbindlichkeiten auf Risiken prüfen
[ ] Analyse von Sicherheiten und Garantien
[ ] Wichtige Entwicklungen und Investitionen der letzten Jahre untersuchen

BERÜCKSICHTIGUNG EXTERNER FAKTOREN

[ ] Branchenspezifische Risiken und Chancen identifizieren
[ ] Auswirkungen von regulatorischen Änderungen und Markttrends prüfen
[ ] Unternehmensbewertung in Krisenzeiten anpassen und aktualisieren

ABSCHLUSSBEWERTUNG

[ ] Gesamtbild der finanziellen Gesundheit des Unternehmens erstellen
[ ] Potenzielle Risiken und Chancen abwägen
[ ] Bewertung mit Branchenbenchmarks und Marktwerten vergleichen
[ ] Bei Bedarf Experten für spezifische Fragestellungen hinzuziehen
[ ] Rechtliche Due Diligence zur Überprüfung von Verträgen und rechtlichen Risiken durchführen lassen
[ ] Steuerliche Due Diligence zur Identifizierung von steuerlichen Chancen und Risiken beauftragen

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